Clarissas Weg ins Glueck by Claudia von Auersberg

Autor:Claudia von Auersberg [Auersberg, Claudia von]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783955205829
Herausgeber: dotbooks
veröffentlicht: 2014-06-23T22:00:00+00:00

Kapitel 16

»Alexander, ich möchte dich etwas fragen«, sagte Clarissa unvermittelt, als sie ihr Ziel schon fast erreicht hatten. »Ich habe dich jetzt die letzten zehn Minuten beobachtet und kann mir einfach nicht helfen. Täusche ich mich, oder siehst du wirklich ein wenig nachdenklich aus? Wenn ja, warum nur?«

Alexander wollte sich nicht anmerken lassen, dass er in der Tat an die bevorstehenden Tage gedacht hatte. Ein ernstes Gespräch mit Graf von Auersberg stand noch bevor, und das beschäftigte ihn bereits jetzt so sehr, dass er ab und zu ins Grübeln verfiel.

»Es ist nichts, Clarissa«, erwiderte er dann und versuchte ein Lächeln. »Ich denke eben nur über uns beide nach. Es ist alles so plötzlich gekommen, dass ich selbst noch ein wenig Mühe habe, es zu fassen. Glaub ja nicht, dass ich mir über irgendetwas Sorgen mache. Dazu habe ich nun wirklich keinen Grund. Nicht, nachdem ich weiß, dass meine Gefühle für dich auch erwidert werden.«

»Dann bin ich ja beruhigt«, meinte Clarissa. »Schade, dass der Tag schon vorbei ist. Willst du denn nicht mit hereinkommen, wenn du schon einmal hier bist? Vater hat sich in den letzten Jahren so viele Sorgen um mich gemacht. Jetzt kann er endlich beruhigt sein, da feststeht, dass ich mich entschieden habe. Er sollte es so bald wie möglich erfahren, Alexander.«

»Aber nicht heute, Clarissa«, sagte Alexander rasch. Vielleicht ein wenig zu schnell, denn er sah sofort das Erstaunen in ihrem Gesicht. »Ich meine, heute wäre es mir recht unpassend, Clarissa«, korrigierte er sich noch im gleichen Atemzug. »Weißt du, ich habe noch einige wichtige Fälle in meiner Kanzlei zu bearbeiten. Das möchte ich nicht auf die lange Bank schieben. Aber wenn ich mich jetzt noch ein paar Stunden damit beschäftige, dann kann ich das ganze Wochenende dir widmen. Ist das wenigstens ein akzeptabler Vorschlag?«

»O ja, das ist es«, erwiderte Clarissa hocherfreut, während Alexander den Wagen vor dem schmiedeeisernen Tor stoppte. »Dann haben wir ja genügend Zeit, um in München etwas zu unternehmen. Du hast doch wohl hoffentlich Lust, oder?«

»Solange es nicht wieder eine von diesen oberflächlichen Partys ist, kannst du auf mich zählen«, sagte Alexander und nahm sie noch einmal in die Arme. »Ich möchte mit diesen Jet-Settern nichts mehr zu tun haben. Du weißt ja, warum?«

»Keine Sorge«, antwortete Clarissa. »Mir schwebt nichts in dieser Richtung vor. Die Zeiten sind endgültig vorbei, und das meine ich ganz ehrlich. Nein, ich möchte tanzen gehen, und zwar mit dir allein. Ohne meine einstige Clique.«

»Wirst du sie nicht eines Tages vermissen?«, fragte Alexander mit einer winzigen Spur Zweifel in der Stimme. Aber so ganz ernst meinte er es nicht.

»Solange du an meiner Seite bist, ganz bestimmt nicht, Alexander. Das ist die Wahrheit.«

Alexander war froh, das aus ihrem Munde zu vernehmen. Er schloss sie noch einmal in die Arme und verabschiedete sich von ihr mit einem zärtlichen Kuss.

»Also dann bis morgen Abend. Gegen acht Uhr werde ich da sein. Ist dir das recht?«

»Ist es, Alexander«, sagte Clarissa und winkte ihm noch einmal zu, nachdem sie ausgestiegen war. Ihr Herz pochte wild, wenn sie an den glühenden Kuss denken musste.

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